Wie kann ökonomische Bildung den Menschen helfen, gute Geldentscheidungen zu treffen und wirtschaftspolitische Debatten zu beurteilen? Und welche Weichen müssen wir stellen, damit die Schulen diesen Bildungsauftrag ausfüllen können? Auf dem zweiten bundesweiten Kongress des Bündnis Ökonomische Bildung Deutschland (BÖB) in Berlin am 26. September 2023 tauschten sich rund 160 Fachleute aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Bildung und auch Schülervertretungen zu diesem Thema aus. Bundesfinanzminister Christian Lindner erläuterte das Vorhaben einer nationalen Finanzbildungsstrategie in Deutschland.
Finanzbildung als soziale Verantwortung und Zukunftskompetenz
In seinem Impulsvortrag schilderte Bundesfinanzminister Christian Lindner seine Motivation zur „Initiative Finanzbildung“, die er mit Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger startete: „Die Verbesserung der ökonomischen und finanziellen Bildung liegt mir ganz persönlich am Herzen, weil Deutschland hier einen großen Nachholbedarf hat“, führte Lindner aus. Finanzielle Bildung sei zudem „auch Teil einer sozialverantwortlichen Politik, die in unserem Land mehr Fairness herstellen will“. Um dies zu erreichen, soll eine nationale Finanzbildungsstrategie mit Unterstützung der OECD erarbeitet werden, dabei eine zentrale Finanzbildungsplattform geschaffen und die Forschungsförderung in dem Bereich verstärkt werden. Bewährte Institutionen und private Initiativen würden dabei eng eingebunden.
Auch der Staatssekretär des Bundesbildungsministeriums, Jens Brandenburg, sieht in der geplanten Finanzbildungsstrategie ein Mittel zur Chancengerechtigkeit und räumt ihr eine hohe Priorität auf der politischen Agenda ein: „Der Zugang zu finanzieller Bildung darf keine Frage der sozialen Herkunft sein.“
Wirtschafts- und Finanzbildung als wesentliche Kernkompetenz des 21. Jahrhunderts war das Kernthema von Katharina Günther-Wünsch, Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK): „In der von technologischem Fortschritt geprägten, sich ständig wandelnden globalen Wirtschaft können einzelne Entwicklungen wie beispielsweise Künstliche Intelligenz die bereits rasanten Veränderungen weiter beschleunigen und zu nie dagewesenen Herausforderungen führen. Die Aufgabe der Schulen ist es, das nötige Rüstzeug zu vermitteln.“ Eine praxisorientierte ökonomische Bildung sei dabei unverzichtbar, damit Schülerinnen und Schüler in der zukünftigen Arbeitswelt bestehen können. Günther-Wünsch betonte zudem, dass sie sich für ein Fach Wirtschaft auf den Stundenplan einsetzen werde.
Finanzen, Existenzgründung und Berufsorientierung ganzheitlich denken
Schülerinnen und Schüler sowie Vertreterinnen und Vertreter von jugendpolitischen Initiativen unterstrichen die Nachfrage der Jugendlichen nach einer Wirtschafts- und Finanzbildung. Die Vertreterinnen und Vertreter der jungen Generation forderten aber auch eine Verbesserung der Berufsorientierung, die beispielsweise die Angebote der mittelständischen Wirtschaft in den Regionen einbeziehe. Weitere Schülerinnen und Schüler befragten Bundesfinanzminister Lindner kritisch und wollten unter anderem wissen, warum er die ökonomische Bildung auf finanzielle Bildung verenge und wie er den Gründergeist schon in der Schule fördern wolle.
Die Vorstandsvorsitzende des BÖB, Verena von Hugo, zog ein positives Fazit zum Abschluss des BÖB-Kongress 2023. Man habe viele wertvolle Denkanstöße und Impulse herausgearbeitet und Wege aufgezeigt, wie ökonomische Bildung zum vertieften Verständnis vieler aktueller Probleme beitragen kann. Es sei Zeit, den Fächerkanon zukunftsfit zu machen: „Dabei ist es zentral, dass ökonomische Bildung inhaltlich wie strukturell gestärkt wird, damit die jungen Menschen vorbereitet werden auf ein auch wirtschaftlich geprägtes Leben nach der Schule und nicht orientierungslos dem reinen Erfahrungswissen ausgesetzt werden“, sagte von Hugo.
Über das BÖB
Das Bündnis Ökonomische Bildung Deutschland, gegründet am 30. September 2020, ist ein gemeinnütziger Verein von rund 100 überwiegend institutionellen Mitgliedern aus Schulen, Stiftungen, Verbänden, Wirtschaft und Wissenschaft. Das Kernanliegen der Initiative ist die Aufnahme ökonomischer Bildungsinhalte in geeignete Schulfächer aller weiterführenden Schulen für alle Schülerinnen und Schüler in allen Bundesländern.
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