Sie gehört zu den 20 beliebtesten Webseiten der Welt. Aus unserem Alltag ist sie als digitales Nachschlagewerk nicht mehr wegzudenken. Mit den Worten „Hello World“ hat Jimmy Wales vor 20 Jahren sein Lebenswerk „Wikipedia“ gestartet. Heute arbeiten über 200.000 Autorinnen und Autoren an der Online-Enzyklopädie, die inzwischen mehr als 50 Millionen Artikel in fast 300 Sprachen zählt. Ein Segen für etliche Schüler, für manche Lehrer ein Fluch: Denn die Qualität der Artikel lässt sich bei den vielen freien Akteuren und Inhalten, die jederzeit geändert werden können, nicht immer einfach messen.
Mitte Januar 2001 startete Jimmy Wales zusammen Larry Sanger die Internet-Enzyklopädie Wikipedia unter der Adresse www.wikipedia.com. Ihre Idee war eine gemeinnützige, frei lizensierte und hochwertige Enzyklopädie aufzubauen. Zunächst in englischer Sprache folgte drei Monate später die deutschsprachige Wikipedia; Ende 2001 existierte sie bereits in 18 Sprachen. Heute gehört Wikipedia zur Wikimedia Foundation, an die der Gründer 2003 alle Rechte der Wikipedia übertrug. Der Name Wikipedia setzt sich aus zwei Begriffen zusammen: „Wiki“, was auf Hawaiisch „schnell“ heißt und „Encyclopedia“, das englische Wort für „Enzyklopädie“, ein umfangreiches Nachschlagewerk also. Wikis sind Website-Systeme, die von Usern sowohl gelesen als auch bearbeitet werden können.
„Ziemlich gut, aber bestimmt nicht perfekt“
Weltweit beliebt und nach Wikipedia-Angaben etwa 6.000 Mal pro Sekunde gelesen, wird die Online-Enzyklopädie teilweise auch durchaus kritisch gesehen. Auch wenn es Untersuchungen gibt, die feststellten, dass sich gerade die deutschsprachige Wikipedia qualitativ hoch anzusiedeln ist, bleiben Kritikpunkte. Zum Beispiel lasse sich die Qualität der Inhalte insgesamt nur schwer messen, da diese allzeit geändert und so auch Artikel oder Themen manipuliert werden können. Auch wenn die „Wikipedianer“ nach eigenen Angaben sehr streng mit Quellenangaben und Seriosität seien und dies ein fortwährender Diskussionspunkt ist, in einem Interview mit dem 3-Sat-Magazin „Kulturzeit“ bestätigte der Gründer Jimmy Wales das Problem und ergänzt: „Ich denke, eine der wichtigsten Dinge, die wir heute an Schulen unterrichten sollten, ist Medienkompetenz. Wir müssen Menschen helfen zu verstehen, wie man eine seriöse Information erkennt. Wie man mit etwas wie Wikipedia umgeht – das zwar ziemlich gut ist, aber bestimmt nicht perfekt. Was bedeutet es, wenn in Wikipedia eine Warnung erscheint, dass dieser Abschnitt keine Quellen zitiert oder, dass die Neutralität infrage gestellt wurde. Und dazu gehört, dass wir in den Schulen lehren, woran man Fake-News erkennt und wie wichtig es ist, seriöse Informationen zu haben.“
Medienkompetenz einsetzen
Auch wenn viele der Beiträge solide belegt und geprüft sind oder Artikel gelöscht werden, wenn sie die Relevanzkriterien nicht erfüllen, kann Wikipedia als absolut verlässliche Quelle nicht gelten. Schönfärberei von Politikern, Unternehmen oder Prominenten, Manipulation durch Vereinigungen sind möglich und können nicht immer sofort entdeckt werden. Den Anspruch erhebt sie auch nicht zwingend, vielmehr ist das Prinzip von Wikipedia: Beiträge und Artikel immer auch mit einem kritischen Auge lesen. Wie ist er geschrieben – neutral, sachlich? Werden unterschiedliche Perspektiven einbezogen? Gibt es Widersprüche? Sind die Aussagen mit Quellen belegt? Passt der Faktencheck, kann die Online-Enzyklopädie zu Hintergrundrecherchen herangezogen werden. Selbst deutsche Gerichte zitieren aus ihr.
Doku im Arte-YouTube-Channel: „Das Wikipedia-Versprechen“
Infos zu Wikis im Unterricht auf Lehrer Online