Eine fundierte Berufsausbildung zahlt sich ganz besonders in Deutschland aus. In nahezu keinem anderen OECD-Land sind die Perspektiven für junge Menschen, die über eine berufliche Ausbildung verfügen, so gut. So liegt die Beschäftigungsquote von jungen Erwachsenen im Alter zwischen 25 und 34 Jahren mit mittleren beruflichen Qualifikationen 2022 in Deutschland bei 89 Prozent. Das sind sechs Prozentpunkte über dem OECD-Durchschnitt und sogar ein Prozent über der Beschäftigungsquote von jungen Menschen mit einem Bachelor oder vergleichbaren Abschluss. Das ist eines der zentralen Ergebnisse des aktuellen Berichts „Bildung auf einen Blick“ der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Die jährliche Erhebung bietet Daten zum Aufbau, der Finanzierung und der Leistungsfähigkeit von Bildungssystemen aus den OECD-Mitgliedsländern sowie ihrer Partnerländer. In diesem Jahr lag der Fokus auf dem Thema berufliche Bildung.
Beschäftigungsquoten hoch
Vor allem die Beschäftigungsquote junger Frauen im Alter von 25 bis 34 Jahren, die über einen beruflichen Abschluss im Sekundarbereich II beziehungsweise im postsekundaren nichttertiären Bereich (das sind Abschlüsse wie etwa Fachhochschule oder Meister) verfügen, liegt mit 85 Prozent klar über dem OECD-Durchschnitt (74 Prozent.). Bei Absolventinnen und Absolventen eines Hochschulstudiums (Tertiärbereich) beträgt der Prozentsatz eins bis zwei Jahre nach dem Abschluss in Deutschland 94 Prozent. Zum Vergleich: Der OECD-Durchschnitt liegt bei 88 Prozent.
Darüber hinaus ist der Anteil junger Menschen im Alter von 18 bis 24 Jahren, die sich weder in einer Beschäftigung noch in einer Bildungssituation oder einer Ausbildung befinden (NEETs) für Deutschland mit 8,6 Prozent nach den Niederlanden (4,1 Prozent), Island (5,9 Prozent), Norwegen (7,1 Prozent) und Schweden (8,5 Prozent) einer der niedrigsten aller OECD-Länder. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 lag er pandemiebedingt bei 10 Prozent. Der Wert gilt als wichtiger Maßstab dafür, inwieweit der Übergang vom Bildungs- und Ausbildungssystem in das Berufsleben gelingt.
Bildungskluft in Deutschland nimmt zu
Es gibt aber nicht nur positive Ergebnisse: So wächst laut der OECD-Studie in Deutschland die Bildungskluft. Auf der einen Seite streben immer mehr der 25- bis 34-Jährigen ein Studium und damit einen akademischen Abschluss an. Auf der anderen Seite ist der Anteil junger Erwachsener in Deutschland mit einem Abschluss im Sekundarbereich II wie einer klassischen Berufsausbildung stark rückläufig. Er sank von 51 Prozent im Jahr 2015 auf 38 Prozent im Jahr 2022. Ein Abschluss in diesem Bereich gilt häufig als Mindestvoraussetzung für die erfolgreiche Teilnahme am Arbeitsmarkt.
Gestiegen ist darüber hinaus der Prozentsatz an jungen Erwachsenen, die maximal einen mittleren Schulabschluss erreichten, jedoch keine weiteren Qualifikationen wie Abitur oder eine Ausbildung vorweisen können. Ihr Anteil stieg von 13 Prozent im Jahr 2015 auf 16 Prozent im Jahr 2022. Damit liegt er erstmals nicht nur über dem OECD-Durchschnitt von 14 Prozent, sondern ist auch zum OECD-Trend gegenläufig. Dabei ist der Anteil der geringqualifizierten jungen Männer in Deutschland mit 17 Prozent geringfügig höher als bei den jungen Frauen (15 Prozent). Die Auswirkungen der Geringqualifikation sind für die jungen Frauen jedoch deutlicher spürbar. So haben geringqualifizierte Frauen in Deutschland eine um 28 Prozentpunkte höhere Nichterwerbsquote als die Männer.
Ergebnisse von „Bildung auf einen Blick 2023“
Zur Broschüre „Schule — und danach?“ auf diesem Portal