Eine Sonderauswertung der PISA-Studie belegt, was viele längst ahnten: Die digitale Ausstattung an deutschen Schulen, das Know-How der Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrerinnen und Lehrer schneiden im Länder-Vergleich unterdurchschnittlich ab. Im Jahr 2020, in dem der Unterricht angesichts der Corona-Pandemie größtenteils digital weitergeführt werden musste, eine besondere Herausforderung, nicht nur für Deutschland.
Ende September dieses Jahres legte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) entsprechende Zahlen aus der Sonderauswertung vor. Die Studie basiert auf den Ergebnissen der jüngsten PISA-Erhebung von 2018, an der etwa 600.000 15-jährige Schülerinnen und Schüler aus 79 Ländern teilgenommen haben. Die Schülerinnen und Schüler sowie Schulleitungen wurden neben verschiedenen Bildungsthemen auch zur digitalen Ausstattung befragt.
Unterdurchschnittliche Ausstattungen
Danach hatte im OECD-Schnitt 2018 zwar nahezu jeder 15-Jährige Zugang zu einem Computer für den Unterricht, doch sei bei etwa einem Drittel die Rechenleistung der Computer nicht ausreichend, also veraltet. Im deutschsprachigen Raum oder D-A-CH-Vergleich bildet Deutschland hier mit 60 Prozent das Schlusslicht, in Österreich haben fast 80 Prozent, in der Schweiz 86 Prozent Zugang zu leistungsstarken digitalen Geräten.
Gravierend ist der PISA-Auswertung zufolge auch der Länder-Unterschied beim Zugang zu Online-Lernplattformen; diesen haben in Deutschland nur 33 Prozent der Schülerinnen und Schüler. Im OECD-Schnitt waren es 54 Prozent. Wesentlich besser aufgestellt sind beispielsweise Singapur oder Dänemark – dort hatten mehr als 90 Prozent der Schülerinnen und Schüler Zugang zu Lernplattformen.
Fehlende Kompetenzen, fehlende Fortbildungen
Ähnlich schlecht schneidet Deutschland bezüglich der technischen und pädagogischen Kompetenzen der Lehrkräfte ab: Hierzulande verfügen der Studie zufolge 57 Prozent der Lehrkräfte über die erforderlichen Fähigkeiten, digitale Geräte im Unterricht einzusetzen. In Österreich gilt das für 83 Prozent und in der Schweiz für 70 Prozent. Der OECD-Schnitt liegt bei 65 Prozent.
Ein Zusammenhang mit der digitalen Ausbildung und Fortbildung der Lehrer kann möglich sein. Denn hier sieht es in Deutschland noch schlechter aus. Nach Angaben der Schulleitungen besuchten nur 40 Prozent der Schülerinnen und Schüler Einrichtungen, in denen entsprechende Möglichkeiten zur Lehrer-Weiterbildung zur Verfügung stünden. Vorreiter sind hier abermals asiatische Länder wie Singapur mit 90 Prozent.
Schulen brauchen mehr Förderung
„Die Krise hat die vielen Unzulänglichkeiten und Ungleichheiten in den Bildungssystemen in aller Welt zum Vorschein gebracht“, sagte OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher. Besonders stark betroffen seien benachteiligte junge Menschen. „Jedes Land sollte sich stärker anstrengen, um zu gewährleisten, dass alle Schulen über die erforderlichen Ressourcen verfügen, damit jedem Schüler gleiche Lern- und Erfolgschancen geboten werden.“
Einen Plan zu digitaler Bildung verabschiedete die Europäische Kommission ebenfalls Ende September dieses Jahres: Neben elf Aktionsfeldern liegt der Schwerpunkt auf der konkreten Umsetzung, die Nutzung digitaler Technologien zu unterstützen und digitale Kompetenzen in der Bildung zu fördern sowie digitale und innovative Unterrichtsformen auszuweiten.
Der digitalen Herausforderung und Problematik an den Schulen, die gerade das Pademie-Schuljahr gezeigt haben, widmen sich Bund und Länder inzwischen verstärkt. So sollen sowohl die technisch digitale Ausstattung als auch die digitale Fortbildung der Lehrkräfte verbessert und stark ausgebaut werden. Mit insgesamt 6,5 Milliarden Euro will der Bund in die Digitalisierung der Schulen investieren.
Sonderauswertung PISA-Studie „Effective Policies, Successful Schools”
Aktionsplan für digitale Bildung der Europäischen Kommission
Digitalpakt Schule von Bund und Ländern