Geldanlage, Zinsen, Rendite, Kryptowährung: Bei der Finanzbildung der Deutschen gebe es „Luft nach oben“ – so das Fazit der OECD/INFE-Studie zur finanziellen Bildung von Erwachsenen in Deutschland 2022. Insbesondere Menschen ohne höheren Schulabschluss, Meisterprüfung oder Studium, Frauen und ältere Menschen weisen Lücken beim Thema Finanzen auf. Die Studie ist Teil einer Befragung des Internationalen Netzwerks zur Finanziellen Bildung, die von der OECD entwickelt wurde. Für Deutschland koordinierte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die Datenerhebung und wertete die Ergebnisse aus.
In der aktuellen, der vierten Befragung, die zwischen September und Oktober 2022 stattfand, nahmen in Deutschland insgesamt 1.000 Studienteilnehmer im Alter zwischen 18 und 79 Jahren teil. Im Rahmen von telefongestützten Interviews waren sie aufgefordert, insgesamt zehn Fragen, die einfache Rechenaufgaben sowie Fragen zu Zinsen, Inflation, Risikoeinschätzung von Finanzprodukten und Digitalisierung umfassten, zu beantworten. Zusätzlich sollten die Teilnehmenden ihre eigene Finanzkompetenz einschätzen.
Finanzwissen abhängig von Geschlecht und Alter
Das Hauptergebnis: Finanzbildung ist bei den befragten Personen heterogen ausgeprägt. 21 Prozent von ihnen konnten alle zehn Finanzfragen korrekt beantworten. Sie weisen damit ein umfangreiches Basiswissen auf. Allerdings beantworteten auch 31 Prozent der befragten Personen weniger als acht der zehn Fragen erfolgreich und lagen damit unter dem Durschnitt der richtigen Antworten.
Die Studie zeigte dabei auch geschlechts- und altersabhängige Unterschiede in der Finanzkompetenz. Frauen schnitten mit durchschnittlich 7,6 korrekten Antworten leicht schwächer ab als Männer mit durchschnittlich 8,4 richtigen Antworten. Dabei fehlt es den Frauen vor allem an Basiswissen zu den Grundregeln der Geldanlage. So ordneten beispielsweise 20 Prozent der befragten Frauen, aber elf Prozent der befragten Männer, die Aussage, dass höhere Erträge üblicherweise mit höherem Risiko einhergehen, irrtümlich als falsch ein oder antworten mit „weiß nicht“. Ebenfalls 20 Prozent der befragten Frauen hielten die Aussage, dass sich das Anlagerisiko am Aktienmarkt normalerweise verringern lasse, indem man eine Vielzahl verschiedener Aktien kaufe, für falsch oder wissen die Antwort nicht. Insgesamt beurteilten 33 Prozent der Frauen eine oder beide der vorgenannten Aussagen falsch oder mit „weiß nicht“. Zum Vergleich: Bei den Männern waren es 19 Prozent.
Neben dem Alter hat, so ein weiteres Ergebnis der Studie, auch der Bildungsabschluss Einfluss auf den Grad der Finanzkompetenz. Personen mit höchstens einem mittleren Schulabschluss oder einer beruflichen Grundbildung (Lehre) zeigten in der Studie durchschnittlich deutlich weniger Finanzwissen auf als Teilnehmende mit Abitur, Meisterprüfung oder Hochschulabschluss. So beantworteten Befragte der erstgenannten Gruppe im Durchschnitt 7,1 Fragen richtig, während das arithmetische Mittel der richtigen Antworten bei der zweiten Gruppe bei 8,5 richtigen Antworten lag.
Finanzkompetenz stärken
Aus Sicht der BaFin ist Verbraucherberatung sowie die Stärkung der Finanzkompetenz der beste Schutz für Verbraucherinnen und Verbraucher, um am Finanzmarkt selbstbestimmt handeln und eigenverantwortlich Entscheidungen treffen zu können. Für die Zielgruppe der Schülerinnen und Schüler stellt auch dieses Schulserviceportal Materialien zur Finanzbildung bereit.
Website der BaFin mit den zentralen Studienergebnissen
Materialien für den Unterricht für alle Schulstufen auf diesem Portal