Am 15. Februar 2022 stellte die deutsche UNESCO-Kommission gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung die deutschsprachige Kurzfassung des UNESCO-Weltbildungsberichts 2021/2022 vor. Die Studie beleuchtet die Rolle nichtstaatlicher Akteure in der Bildung und gibt einen Überblick über die weltweiten Fortschritte bei der Umsetzung der Agenda Bildung 2030.
Die UNESCO warnt in dem Bericht vor zunehmender Ungleichheit durch hohe Kosten, unzureichende staatliche Aufsicht und mangelnde Regulierung privater Bildungseinrichtungen in vielen Ländern. Sie fordert Chancengerechtigkeit bei der Finanzierung von Bildung konsequent mitzudenken, eine effektive staatliche Aufsicht für nichtstaatliche Akteure, die Schaffung von Qualitätsstandards und Monitoring, den Austausch von guter und innovativer Praxis im Bildungsbereich sowie den Schutz des Bildungssystems vor Partikularinteressen. Die UNESCO fordert die Staatengemeinschaft auf, ihre gesetzlichen Vorschriften zu prüfen und den UNESCO-Empfehlungen für mehr Gerechtigkeit im Bildungswesen zu folgen.
Mit Bildung gegen Armut
Weltweit besuchen 350 Millionen Kinder und Jugendliche nicht-staatliche Schulen. Allerdings fehlen in vielen Ländern Vorschriften für den privaten Bildungssektor oder die Fähigkeit, solche Vorschriften umzusetzen. Laut UNESCO-Bericht wirkt sich das negativ auf die Bildungsqualität aus und verschärft die Ungleichheit zwischen Arm und Reich.
Insbesondere Haushalte in den am wenigsten entwickelten Ländern wenden einen großen Anteil ihres Einkommens für die Bildung ihrer Kinder auf. Beträgt der Anteil privater Ausgaben an den Bildungskosten in Staaten mit hohem Einkommen nur 16 Prozent, sind es in ärmeren Ländern bis zu 39 Prozent. Dies führt dazu, dass viele Familien auf Kredite angewiesen sind, um ihren Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen.
„Bildung ist der Schlüssel für Millionen Menschen, um den Kreislauf der Armut nachhaltig zu durchbrechen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Durch den Ausbruch der COVID-19-Pandemie hat sich die Situation weltweit dramatisch zugespitzt. 500 Millionen Schülerinnen und Schüler hatten während der Schulschließungen keine Möglichkeit, am Fernunterricht teilzunehmen. Dazu kommen Millionen Kinder in Krisenregionen und auf der Flucht, die nicht zur Schule gehen können. Wir müssen unsere Anstrengungen daher weltweit verstärken“, betont Niels Annen, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Hintergrund
Mit der Verabschiedung der Globalen Nachhaltigkeitsagenda hat sich die Weltgemeinschaft verpflichtet, bis 2030 für alle Menschen inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung sicherzustellen. Die UNESCO koordiniert die Umsetzung dieses Ziels, evaluiert die Fortschritte und veröffentlicht jährlich den Weltbildungsbericht. Die Deutsche UNESCO-Kommission gibt eine deutsche Kurzfassung heraus.
Deutsche Kurzfassung des UNESCO-Weltbildungsbericht 2021/2022
UNESCO-Weltbildungsbericht 2021/2022 (englische Langfassung)
Informationen zum UNESCO-Weltbildungsbericht