Deutschland ist die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt und zahlreiche heimische Produkte sind wahre Exportschlager. Aber ein Großteil der Bevölkerung hierzulande weiß nur sehr wenig zum Thema Wirtschaft. Das ist das zentrale Ergebnis einer repräsentativen Studie der Wochenzeitschrift „DIE ZEIT“ und des Bonner Briq-Instituts. Dafür wurden rund 700 Bundesbürger befragt.
Geht es um Fakten wie die Höhe der Inflation, den Stand des Deutschen Aktienindex (DAX) oder das Wirtschaftswachstum, so schätzen gerade einmal 28 Prozent der Befragten deren aktuellen Werte richtig ein. Auch bei Fragen zu grundlegenden wirtschaftlichen Konzepten wie dem Zins und Zinseszins liegen nur 42 Prozent von ihnen richtig. Und geht es um die Belastung durch die Einkommensteuer und die Verteilung von Vermögen im Land, wissen lediglich 32 Prozent Bescheid. Teilweise liegen die Antworten der Befragten weit daneben. Dies deutet darauf hin, dass viele Bundesbürger fernab der ökonomischen Realität stehen, was bei Professor Dr. Armin Falk, dem Leiter der Studie und Ökonomieprofessor an der Universität Bonn, für Nachdenklichkeit sorgt. „Wenn im Durchschnitt eine Inflationsrate von acht Prozent angegeben wird, dann kann man sich schon fragen, ob überhaupt Größenvorstellungen bekannt sind. Oder wenn Dax-Werte von unter 100 angegeben werden, dann ist offenbar vielen das Konzept vom Aktienindex nicht bekannt.“
Neben dem Geschlecht, dem Alter und dem Vermögen hat den Forschern zufolge vor allem der formale Bildungsgrad Einfluss darauf, was die Deutschen über Wirtschaft wissen und wie weit sie in der Lage sind, dies anzuwenden. Hier seien Bürger ohne Abitur deutlich im Nachteil. So wird beispielweise die Arbeitslosenquote von 49 Prozent der höher gebildeten Bürger, aber nur von 35 Prozent der weniger Gebildeten richtig eingeschätzt. Mit dem Zinseszins und damit auch mit langfristigen Sparentscheidungen können 73 Prozent der Bürger mit Hochschulreife umgehen, aber nur 40 Prozent der Bürger ohne Abitur. Da diejenigen mit einem höheren formellen Bildungsrad in der Regel auch die Wohlhabenderen sind, ergibt sich ein deutliches soziales Gefälle beim Wirtschaftswissen. Dieses wiederum ist jedoch wichtig, um ökonomisch voranzukommen.
Die Förderung finanzieller Kompetenz aller Bürger ist in den Augen von Professor Dr. Falk der Ausweg aus dem Dilemma. „Wissen ist eine Voraussetzung für vernünftige Entscheidungen – etwa um zu beurteilen, ob eine Lohnerhöhung ausreichend oder eine Geldanlage vielversprechend ist. Noch wichtiger als Faktenwissen ist in diesem Zusammenhang das Denken in ökonomischen Konzepten. Wenn ich nicht mit Wahrscheinlichkeiten umgehen kann, dann werde ich im Allgemeinen schlechtere Entscheidungen treffen als die Informierten.“
ZEIT-Artikel zur Studie "Was wissen die Deutschen über Wirtschaft?"
ZEIT-Interview mit Studienleiter Professor Armin Falk
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