Eine aktuelle Studie der genossenschaftlichen Fondsgesellschaft Union Investment offenbart alarmierende Defizite im Finanzwissen der deutschen Bevölkerung. Experten bewerten das Finanzwissen der Bundesbürger mit der Schulnote 4. Diese Bewertung stellt eine deutliche Verschlechterung im Vergleich zu 2017 dar, als das Finanzwissen der Bevölkerung noch etwas besser eingestuft wurde. Der Rückgang in den letzten Jahren verdeutlicht, dass dringend Handlungsbedarf besteht, um die finanzielle Bildung zu verbessern. Der Mangel an Finanzwissen betrifft nicht nur individuelle Haushalte, sondern könnte auch langfristig wirtschaftliche Folgen für das gesamte Land haben.
Kritik an der Wissensvermittlung
Die Studie identifiziert die Schule und das Elternhaus als Hauptfaktoren für das mangelhafte Finanzwissen. 67 Prozent der befragten Experten bemängeln die unzureichende Behandlung von Finanzthemen im Unterricht, was eine deutliche Zunahme gegenüber 2017 darstellt, als nur 52 Prozent diesen Punkt kritisierten. Auch das Elternhaus wird kritisiert, jedoch in geringerem Maße. 56 Prozent der Experten sehen das Elternhaus in der Verantwortung für das mangelhafte Finanzwissen. 2017 lag dieser Wert bei 50 Prozent. Besonders problematisch ist der Studie zufolge, dass die Vermittlung grundlegender Finanzkenntnisse nicht ausreichend priorisiert werde. Viele Schulen bieten keine umfassenden Finanzbildungskurse an, und wenn doch, sind diese oft nicht verpflichtend und erreichen somit nicht alle Schüler.
Wissenslücken bei Altersvorsorge und Schulden
Die größten Wissenslücken bestehen bei der Altersvorsorge und dem Umgang mit Schulden. 65 Prozent der befragten Bevölkerung wünschen sich bessere Kenntnisse zur Altersvorsorge. Weitere 42 Prozent der Befragten möchten sich über Schulden besser informieren. Diese Wissenslücken sind besonders alarmierend, da sie grundlegende Bereiche der persönlichen Finanzplanung betreffen. Ohne ausreichendes Wissen über Altersvorsorge und Schuldenmanagement sind viele Menschen nicht in der Lage, langfristig sichere finanzielle Entscheidungen zu treffen. Dies kann zu einer unsicheren finanziellen Zukunft führen und erhöht das Risiko von Verschuldung und finanziellen Engpässen.
Trotz der Verfügbarkeit von Online-Ressourcen suchen viele Menschen Rat bei ihrer Familie, wenn es um Finanzentscheidungen geht. 39 Prozent der Befragten vertrauen auf den engen Verwandtenkreis, während 36 Prozent den Partner oder die Partnerin konsultieren. Dies verdeutlicht, dass persönliches Vertrauen und familiäre Bindungen eine entscheidende Rolle in der Finanzberatung spielen. Allerdings kann dies auch problematisch sein, wenn die beratenden Familienmitglieder selbst über kein ausreichendes Finanzwissen verfügen.
Lösungsansätze
Experten fordern eine frühere und intensivere Wissensvermittlung in der Schule und sehen auch die Wirtschaft in der Pflicht. Maßnahmen in Unternehmen könnten das Finanzwissen verbessern und zu einer breiteren Wissensvermittlung beitragen. Besonders hervorgehoben wird die Notwendigkeit, Finanzbildung in den Lehrplänen zu verankern und Unternehmen dazu zu ermutigen, Bildungsinitiativen zu unterstützen. Es sei essenziell, dass Finanzbildung einen festen Platz im Curriculum erhält, um Schüler frühzeitig auf die finanziellen Herausforderungen des Lebens vorzubereiten.
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