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Foto: AdobeStock; Arsenii

ifo-Befragung: Lernverluste während Schulschließungen

Nach der ersten Studie im Frühjahr 2020 führte das ifo-Institut von Februar bis März 2021 eine erneute Umfrage durch, um herauszufinden, wie sich die zweite coronabedingte Schulschließung auf das Lernverhalten von Schulkindern ausgewirkt hat. Die Ergebnisse wurden mit den Erkenntnissen aus dem Frühjahr 2020 sowie den Aktivitäten vor Corona verglichen. Befragt wurden über 2.000 Eltern in Deutschland.

Coronakrise ist extreme Belastung für viele Kinder

Während der zweiten Schulschließung Anfang 2021 verbrachten Schulkinder durchschnittlich 4,3 Stunden täglich mit schulischen Aktivitäten. Im Vergleich zur ersten Schulschließung im Frühjahr 2020 stieg dieser Wert zwar um knapp eine Dreiviertelstunde (3,6 Stunden), liegt aber noch immer deutlich unter der Zeit vor Corona (7,4 Stunden). Mehr Zeit als mit Lernen haben Schulkinder dagegen mit passiven Aktivitäten wie Fernsehen, Computer- und Handyspielen oder dem Konsum von sozialen Medien verbracht, und zwar 4,6 Stunden pro Tag.

Im Gegensatz zur ersten Schulschließung hatten Bildungspolitik, Schulen und Lehrkräfte über den Sommer und Herbst 2020 Zeit, um Konzepte für zukünftige Schulschließungen zu erarbeiten und alternative Lehrformen und Distanzunterricht vorzubereiten. Die Ergebnisse der Befragung im Februar und März 2021 zeigen zwar insgesamt eine positive Entwicklung. Dennoch ist gravierend, dass 39 Prozent der Schülerinnen und Schüler maximal einmal pro Woche Videounterricht hatten. Im Frühjahr 2020 waren es sechs Prozent.

Dass Homeschooling weniger effektiv sei, ihr Kind pro Stunde weniger lernt als im regulären Unterricht in der Schule, denken 56 Prozent der befragten Eltern. Da fast jedes zweite Kind beim Lernen zu Hause Konzentrationsschwierigkeiten hat, zeigt das, dass eigenständiges Erarbeiten von Lerninhalten für viele Kinder eine große Herausforderung ist; besonders für leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler sowie Nicht-Akademikerkinder. Problematisch ist auch die Zahl der psychischen Belastungen, die während der zweiten Schulschließung deutlich gestiegen ist: von 38 Prozent im Frühjahr 2020 auf 76 Prozent Anfang 2021.

Immerhin bemerkte die Mehrheit der Eltern positiv, dass ihr Kind durch die Schulschließungen gelernt hat, sich eigenständig Unterrichtsstoff zu erarbeiten (56 Prozent) und mit digitalen Techniken besser umzugehen (66 Prozent).

Sollte es erneute Schulschließungen geben, befürchten die Forscher, dass sich die Bildungsungleichheit weiter verschärfen dürfte und dass die entstandenen Lernverluste nicht nur nicht ausgeglichen werden, sondern noch weiter ansteigen. Dies würde zudem enorme Folgekosten für die betroffenen Kinder sowie die Gesellschaft insgesamt bedeuten. Für Ludger Wößmann, Leiter des ifo Zentrums für Bildungsökonomik, ist besonders bedenklich, „dass 23 Prozent der Kinder sich nicht mehr als zwei Stunden am Tag mit der Schule beschäftigt haben. Die Coronakrise ist eine extreme Belastung für die Lernentwicklung und die soziale Situation vieler Kinder.“

Deshalb sei es von besonders großer Bedeutung, allen Kindern und Jugendlichen auch unter Pandemiebedingungen eine gute Bildung zu ermöglichen und eingetretene Lernverluste möglichst einzugrenzen und durch zielgerichtete Konzepte aufzufangen.

Studie „Bildung erneut im Lockdown“ auf ifo.de  

 

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